Die Anlage des Klosters

Willkommen im Kloster Rumbeck

Der Grundriss zeigt den Gebäudebestand des Prämonstratenserinnenstiftes nach seiner Aufhebung im Jahre 1804. Anhand von Urhandrissen und Urkunden konnte 1985 eine detaillierte Karte von 1827 rekonstruiert werden. Aus dieser lassen sich die Gebäude des Klausurbereiches, die umfangreichen Wirtschaftseinrichtungen und die Anlage der Teiche gut erkennen.


Norbert von Xanten gründete am Weihnachtsfest 1121 im französischen Ort Premontré eine neue Gemeinschaft, die nach dem Ort ihrer Gründung Prämonstratenser-Orden genannt wird. Die männlichen Mitglieder (überwiegend geweihte Priester) legten ein Ordensgelübde nach der Regel des hl. Augustinus ab. Schon früh schlossen sich auch Frauen der Gemeinschaft an und es kam zu sog. Doppelstiften, in denen Männer und Frauen in unterschiedlichen Häusern zusammen lebten. Aufgrund von Verdächtigungen sah sich die Ordensleitung in Premontré schon 1142 veranlasst, derartige Doppelklöster aufzulösen. In der Folge siedelten sich die Frauenstifte an separaten Orten in der Umgebung eines Männerstiftes an. So war es auch hier in Rumbeck. Nachdem Graf Heinrich I. dem von ihm gestifteten KlosterWedinghausen aus Anlass seines Regierungsrücktritts im Jahre 1185 seinen Haupthof Rumbeck geschenkt hatte, nutzten die Arnsberger Chorherren diesen unmittelbar zur Gründung eines Frauenstiftes.


Der einzigartige Raum dieser alten Stiftskirche mit seinen gedrungenen, schmalen und dennoch hohen Seitenschiffen strahlt noch immer die besondere Spiritualität der hier wirkenden Prämonstratenser-Chorfrauen aus. Die dem hl. Nikolaus geweihte Kirche bildete einst den nördlichen Abschluss eines zweigeschossigen Gebäudegevierts mit Innenhof als Begräbnisstätte. Gemeinsam mit der sich nördlich der Kirche anschließenden Propstei und dem Gästehaus, dem weitläufigen Wirtschaftshof und den von der alten Klostermauer umrahmten Gartenanlage, lässt sich die Struktur dieser beeindruckenden Gesamtanlage – trotz einiger fehlender Gebäude auch heute noch gut erkennen.


Der mit einer niedrigen Mauer eingefasste Innenhof diente als Begräbnisstätte der Chorfrauen. Noch heute steht ein Steinkreuz in der Mitte des Gevierts. Es erinnert an die letzte hier beigesetzte Priorin Maria Peters.


Nachdem die Stiftskirche unter den Pröpsten Friedrich Bigeleben (1690-1698) und Eberhard Cöbinghof (1698-1714) im barocken Stil umgebaut und saniert worden war, begann Propst Adam Nackhoff (1714-1745) unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit der Erneuerung sämtlicher Klostergebäude. Als erstes ließ er 1715/16 den von 1519 stammenden Südflügel neu errichteten. Hier befanden sich das Kleider- und Werkhaus mit Schule sowie vermutlich der Kapitelsaal und die Wohnung der Priorin. Nach Aufhebung des Klosters bewohnte der erste Kaplan der neuen Filialgemeinde eine Wohnung im Südflügel. Das gesamte Gebäude brannte gemeinsam mit dem Kornhaus (Ostflügel) 1914 bis auf die Grundmauern nieder. Es wurde um drei Fensterachsen und den zuvor angrenzenden Ostflügel verkürzt wieder aufgebaut. Heute wird das Gebäude als Pfarr- und Gemeindehaus genutzt.


PARAMENTENSTICKEREI DER RUMBECKER CHORFRAUEN

Die Schwestern des Rumbecker Stiftes taten sich in besonderer Weise durch ihre hochstehenden Fähigkeiten in den textilen Handarbeiten hervor. Sie fertigten diese nicht nur in der klostereigenen Werkstatt an, sondern unterrichteten auch sog. Kostjungfern in der Tätigkeit des kunstreichen Nähens und Stickens. Alle Novizinnen mussten bei der Aufnahme ins Kloster Spinnrad und Stickzeug mitbringen. Wesentliche Grundmaterialien wurden im Stift selbst hergestellt. So entwickelten sich schon im 15. Jahrhunderts eine Leinwandbleicherei und eine Garnherstellung.


Die im Prämonstratenserinnenstift Rumbeck hergestellten Paramente dienten zunächst einmal dem eigenen Bedarf. Zur Blütezeit Anfang des 18. Jahrhunderts wurden aber auch Paramente und wertvolle Ornate in umliegende Klöster und Kirchen geliefert (u.a. die sogenannte „Rote Kapelle“ für Kloster Wedinghausen), die nach zahlreichen Vorlagewerken und Ornamentstichen angefertigt wurden.

Eine spezielle Kostbarkeit stellen sechs Antependien (Altarbehänge) dar, die den Zeiten und Festen des Kirchenjahre entsprechend, die Vorderseite der Mensa bedeckten. Besonders das grüne Antependium (datiert ANNO 1728) zeigt eine überaus reiche Verzierung mit Blumen und Ranken, die sich um das im Zentrum stehende „Lamm Gottes“ gruppieren. Es handelt sich um eine Arbeit mit farbiger Seiden- und Metallstickerei, Seidenfransen und Pailletten auf grünem Seidendamast.

Zu den textilen Handarbeiten zählen auch die kunstvoll gestalteten Reliquienkästen, die sich verteilt im Kirchenraum und besonders qualitätsvoll auch in den Altären finden. Der an der Nordwand nahe dem Marienaltar hängende Kasten mit Reliquien der Hl. Franziska von Rom gibt dabei ein Geheimnis preis und zeigt im Zentrum eine Prämonstratenserin in dem Habit, der wahrscheinlich von den Rumbecker Chorfrauen getragen wurde.

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